laendliche_gesundheitsversorgung_trans_personen

Gesundheitsversorgung von trans Personen auf dem Land

Menschen in Transition werden schlechter versorgt, wenn sie weniger Geld haben und auf dem Land leben. Sie haben weniger Möglichkeiten, sich in Selbsthilfegruppen zu organisieren oder auf Beratungsstellen zuzugehen. Die medizinische Versorgung ist erschwert, da Ärzte und Ärztinnen ausserhalb der Ballungszentren häufiger zum ersten Mal mit dieser Patientengruppe umgehen – und eine Weiterbildung speziell für diese Patient:innen nicht besucht wurde/es an Akzeptanz fehlt.

  • Weiterbildung für medizinisches Fachpersonal
  • mehr Selbsthilfegruppen/Beratungsangebot “in der Fläche”
  • Zugang Betroffener zu Informationen, um behandelnden Arzt kurz/fundiert zu informieren
  • Versorgungsforschung gesellschaftlich und wissenschaftlich ausweiten
  • Diskriminierung dieser trans Personen zum medialen Thema machen.


Renner J, Blaszcyk W, Täuber L, Dekker A, Briken P, Nieder TO. Barriers to Accessing Health Care in Rural Regions by Transgender, Non-Binary, and Gender Diverse People: A Case-Based Scoping Review. Front Endocrinol (Lausanne). 2021 Nov 18;12:717821. doi: 10.3389/fendo.2021.717821. PMID: 34867775; PMCID: PMC8637736.
Das Paper ist ein Scoping-Review, ergänzt durch Narrative, welches die Probleme von trans Personen auf dem Land untersucht.

Die Recherche ergab, dass trans Personen in sozio-ökonomisch schwachen Positionen überrepräsentiert sind, was auf ihre Erfahrungen mit Diskriminierung zurückzuführen ist. Gleichzeitig weisen ländliche Gebiete einen Mangel an trans-spezialisierter Gesundheitsversorgung auf. Die Kombination der von Diskriminierung geprägten Erfahrungen und der lückenhaften Gesundheitsversorgung bildet einen nicht zu unterschätzenden Faktor für eine Verschlechterung des Gesundheitszustands der Betroffenen.
Für 14- bis 25-jährige stellen fehlende Transportmöglichkeiten zu den Städten das grösste Hindernis dar. Trans Personen am oberen Ende der Altersskala werden ebenfalls als “besonders isoliert in Bezug auf Gesundheitsversorgung” beschrieben. Gesundheitsversorger in ländlichen und städtischen Gebieten werden gleichermaßen kritisiert. Beiden Gruppen wird auf Grundlage der untersuchten Studien ein Mangel an Wissen und Fähigkeiten in Bezug auf LGBTQ+-Personen zugeschrieben. So ist zum Beispiel die Annahme, dass Patient:innen grundsätzlich cis und hetero seien, weit verbreitet, wodurch bei Patient:innen, auf die das nicht zutrifft, negative Erlebnisse getriggert werden. Ländliche Gesundheitsversorger haben allerdings weniger LGBTQ+-Patient:innen und weniger spezifische Weiterbildungsgelegenheiten, was die Schaffung eines entsprechend nichtdiskriminierenden Umfelds nicht gerade fördert.
Gesundheitsversorger in ländlichen Gebieten zeigen zudem einen Mangel an positiver Einstellung gegenüber LGBTQ+-Personen, ebenso wie einen Mangel an entsprechendem Training und dem Willen, sich in diesem Bereich zu bilden. Vielen trans Patient:innen wird dementsprechend eine notwendige Behandlung verweigert und noch mehr machen die Erfahrung, dass sie selbst ihren Gesundheitsversorger in Bezug auf trans-bezogene Gesundheitsversorgung aufklären müssen.
Zuletzt stellt dieses Scoping Review noch die Frage nach Wegen, die Situation zu verbessern. Ganz vorn werden dabei Weiterbildungen für Gesundheitsversorger vorgeschlagen. Ein wichtiger Faktor für viele LGBTQ+-Personen ist auch die “Familie der Wahl”, aus welcher eine Akzeptanz in der Community und ein positives Selbstbildnis entspringen kann. Wichtig sind auch LGBTQ+-Empowerment-Gruppen und Bildung für die Ursprungsfamilien.


Autorin: Alexia Kutschmar


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  • Zuletzt geändert: 2024/03/13 15:46
  • von c.haupt